Spinat mit Ei. Bringt mich sonst nicht um,
muss mich aber nach dem Essen ein wenig hinlegen. Und da sind sie schon wieder,
die Gedankenfäden aus meinem Lebensknäuel.
Ich war mein ganzes Leben lang eine
Jasagerin. Nur andere nicht verärgern, enttäuschen, beleidigen. Egal wie es mir
dabei ging.
Dann haben sich bei mir auch die Jahre
gewechselt und wenn das passiert, wird man, der Symptomatik wegen, gewöhnlich
einem Seelenklempner empfohlen.
Bis nach sieben Jahren mein neuer Hausarzt
entdeckte, dass ich keinen Seelenklempner gebraucht hätte, eher passende
Blutdrucktabletten, war es schon zu spät und der besagte Klempner hatte mir
schon längst eingetrichtert, dass ich eine an der Klatsche hätte. Dass ich immer
nur die anderen geliebt hätte und mich selbst nicht.
So wurde ich
im Laufe der Zeit tendentiös, zum egozentrisch gepolten Individuum der
Gegenwart geklont, entkleidet jeder Einsicht von „liebe deinen Nächsten, wie
dich selbst.“
Das fällt mir heute ein, das „wie dich
selbst’’ und instinktiv greife ich mit der rechten Hand an meine Stirn und
an die linke Gesichtshälfte und streichle sanft darüber. Hey, so schlecht ist
es gar nicht. Also weiter streicheln. Mit der linken Hand und liebevoll über
die rechte Gesichtshälfte, dann mit der Rechten über den linken Arm, mit der
Linken über den rechten Arm und huiiii ! Ich weiß schon lange, dass ich in
einem anderen Leben eine Katze war, eine ganz gewöhnliche Katze, die sich auf
fremden Höfen und Wiesen herumtrieb und sich liebend gern von dreckigen
Kinderhänden streicheln ließ. Im gegenwärtigen Leben kann mir auch jeder, der
bei mir in besagter Hinsicht Hand anlegt, ein Stück vom Paradies schenken.
Dass die Eigentherapie recht angenehm ist,
weiß ich allerdings erst seit jetzt. Aus lauter Liebe versuche ich mich auch zu
umarmen und mir endlich ein Liebesgeständnis zu machen, nur die
Schulterschmerzen halten mich davon ab. Ach ja, und da sind noch der Topf, die
zwei Teller und zwei Löffel zu spülen. Den Geschirrspüler benutze ich nur, wenn
ich Gäste habe. Um anzugeben. Also ran an die Spüle.
Während ich noch den Teller meines Mannes trockne, klingelte es. Sonja, meine Nachbarin, steht vor der Tür.
„Sag mal Lisa, kannst du mal meinen
Fernseher angucken? Der funktioniert wieder nicht.“
Vielleicht wird mir doch postum irgendwer
eine Gedenkstätte errichten. Ich bin nur froh, dass ich da nicht selbst Blumen
niederlegen muss.